EnglishPolskiČeština

Architektonisches Konzept

Will man Josef Franks architektonisches Konzept der Wiener Werkbundsiedlung in wenigen Worten zusammenfassen, dann ging es bei dem Entwurf von Typenhäusern um eine maximale Raumausnützung bei gleichzeitiger Schaffung einer modernen Wohnkultur. Nicht die neueste Technik und Baumethoden standen im Vordergrund, vielmehr wollte Frank entsprechend seiner Weltanschauung individuellen Lösungen den Vorrang geben. Abseits jeglichen Diktats ideologischer und ästhetischer Systeme sollten damit zahlreiche unterschiedliche Modelltypen für moderne Einfamilienhäuser entstehen. Einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung der neuen Wohnkultur sah Frank neben den verbesserten Grundrisslösungen der Kleinhäuser auch in der freien Wahl der Inneneinrichtung. Die im Rahmen der Werkbundausstellung gezeigte Mustermöblierung war teils von den ArchitektInnen der Häuser selbst und teils von anderen österreichischen InnenarchitektInnen und WohnreformerInnen übernommen worden.

Abgrenzung gegenüber Deutschland

Frank grenzte sich mit der Mustersiedlung in Wien ganz bewusst von der Werkbundsiedlung Stuttgart oder auch den Siedlungen des Neuen Bauens in Frankfurt ab, indem er sich dezidiert gegen bautechnische Experimente sowie gegen eine Rationalisierung, Normierung und Typisierung aussprach. Ein Zitat aus seiner Schrift „Architektur als Symbol“ aus dem Jahr 1931 verdeutlicht seine Abneigung gegen die Industrialisierung und Technisierung des modernen Wohnhauses, wie sie in Deutschland forciert wurde: „Die moderne deutsche Architektur mag sachlich sein, praktisch, prinzipiell richtig, oft sogar reizvoll, aber sie bleibt leblos.“

Bauausführung

Um ein harmonisches Bild der Siedlung zu erreichen, hatte Frank im Vorfeld einige Auflagen in Bezug auf das Äußere der Häuser vorgeschrieben. Die Vorgaben für die Einfamilienhäuser für den gehobenen Mittelstand mit einem Raumprogramm von 3,5 bis 5 Zimmern betrafen neben der einheitlichen Behandlung der Fassaden und Einfriedungen sowie der Entscheidung zugunsten eines Flachdachs auch die vereinheitlichte Bauausführung in traditionellem Ziegelhohlmauerwerk. Mit der bewussten Entscheidung zugunsten einer einheitlichen Konstruktionsart wird nochmals deutlich, dass sich die Ausrichtung der Wiener Werkbundsiedlung vorwiegend auf die Erarbeitung und den Vergleich unterschiedlicher Typenhäuser konzentrierte. Einen großen Variantenreichtum gab es hingegen bei der Wahl der Fenstertypen, bei denen innen bzw. außen aufgehende Doppelfenster, Schiebefenster aus Holz oder Eisen und Verbundfenster abwechselten. 

Farbkonzept

Besondere Akzente setzte auch das Farbkonzept des Malers László Gábor, das den Versuch darstellte, mittels Farben die Unterschiede der Häuser zu betonen und damit der Vereinheitlichung der Bauten entgegenzuwirken. Neben einzelnen weiß gestrichenen Häusern waren die Fassaden vorwiegend in Pastelltönen gehalten, wobei nach historischen Quellen „helles Gelb, Seidenblau, Flaschengrün und Rosa“ dominierten.

Text: Anna Stuhlpfarrer