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Verkauf und Vermietung

Die Häuser der Werkbundsiedlung wurden von der Gemeinwirtschaftlichen Siedlungs- und Baustoffanstalt (GESIBA) zum Verkauf angeboten. Die Preise schwankten zwischen 25.000 Schilling für eines der Häuser von Margarete Schütte-Lihotzky und 65.000 Schilling für das größte Haus der Siedlung, Nr. 40 von Oswald Haerdtl. Während vor der Ausstellung bereits 14 Häuser verkauft worden waren, konnten danach keine weiteren KäuferInnen gefunden werden. Die ersten BewohnerInnen zogen bereits unmittelbar nach dem Ende der Ausstellung im August 1932 in die Werkbundsiedlung, die Vermietung der nicht verkauften Häuser setzte erst ab 1935 ein.

BewohnerInnen

Wer waren nun die ersten BewohnerInnen der Werkbundsiedlung? Liane Zimbler schrieb 1932 über die künftigen BewohnerInnen: „Die Siedlung ist als solche des gehobenen Mittelstandes (Kaufleute, Ärzte, Rechtsanwälte, höhere Beamte, also ein größeres Kontingent geistiger Arbeiter), der Familien mit zwei oder drei Kindern und eventuell einer Hausgehilfin, gedacht […].“ Unter den BewohnerInnen der Werkbundsiedlung der ersten Jahre kann man ein deutliches Übergewicht von öffentlich Bediensteten, Angestellten, Kaufleuten und LehrerInnen feststellen. Mehrere Ingenieure und Architekten lebten hier, aber auch einige Geschäftsführer von Firmen sowie nicht wenige SchriftstellerInnen, SchauspielerInnen und bildende KünstlerInnen. Ärzte und Rechtsanwälte waren in der Minderzahl, dafür siedelten sich nicht wenige Handwerker an. 

1938–1945

1938 wurde der ehemalige Werkbund-Präsident und GESIBA-Chef Hermann Neubacher zum ersten NS-Bürgermeister von Wien ernannt. Offenbar lag ihm die Werkbundsiedlung nach wie vor am Herzen, und so kam es im August 1938 zur ersten Fassadenrenovierung. Die Häuser erhielten dabei einen neuen, farbigen Anstrich. Am 30. Dezember 1938 gingen die nicht verkauften Häuser von der GESIBA in den Besitz der Gemeinde Wien über. Zwischen 1938 und 1945 wurden mehrere BewohnerInnen der Werkbundsiedlung, ebenso wie zahlreiche ArchitektInnen und GestalterInnen der Ausstellung von 1932, Opfer der rassistischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Frühjahr 1945 mehrere Häuser der Siedlung zerstört oder schwer beschädigt. Sechs wurden nach dem Krieg in anderen Formen (unter anderem durch den Architekten Roland Rainer) wieder aufgebaut. Heute sind noch 64 Häuser von 1932 erhalten.

Text: Andreas Nierhaus