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Haus Holzmeister (Nr. 23-24)

Adresse

Jagićgasse 8 und 10

Verbaute Fläche

35 m²

Der weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Architekt Clemens Holzmeister hatte von Josef Frank für seine zweigeschoßigen Reihenhäuser eine sehr schmale, lange Bauparzelle in der JagiÄgasse zugewiesen bekommen. Die beiden Häuser stehen in einer Reihe mit den Bauten von Walter Loos (Haus 19 / 20), Eugen Wachberger (Haus 21 / 22) sowie Karl Augustinus Bieber und Otto Niedermoser (Haus 17 / 18). Die unterschiedlichen Entwurfsvarianten der vier Doppelhäuser geben einen guten Einblick in die Vielfalt an Grundrisskonzeptionen, die auf einer derart minimalen Grundfläche möglich sind. Die beiden Häuser Holzmeisters mit je 56 m² Wohnfläche sind vollkommen ident ausgeführt und weisen mit ihrem hellen grünen Anstrich ein eher schlichtes Äußeres auf.

Der um einige Stufen erhöht liegende Eingangsbereich wird seitlich von einer Mauer geschützt sowie von einer hölzernen Pergola überdacht. Die gleich großen, zweiflügeligen Fenster (Ausnahme WC-Fenster) der Straßenfront verleihen der Fassade eine gewisse Ruhe. Clemens Holzmeister, der trotz der wechselnden politischen Führungen im Land über Jahrzehnte hinweg öffentliche Bauaufträge erhalten hatte, hat das Erdgeschoß seiner beiden Werkbundhäuser in zwei räumliche Schichten gegliedert: Während Vorraum, Küche und WC gegen die Straße angeordnet sind, öffnet sich der große Wohnraum über eine verglaste dreiflügelige Terrassentür gegen den Garten. Der Bereich direkt vor dem Haus ist gleich wie bei den Nachbarbauten von Eugen Wachberger und Walter Loos durch eine stockwerkshohe Mauer vor Einblicken geschützt. Das Wohnzimmer selbst wird durch eine Stufe sowie den zentralen Kamin in einen erhöhten Essbereich und den größeren Wohnbereich unterteilt. Vom Vorzimmer gelangt man über eine Treppe entlang der nördlichen Feuermauer in das Obergeschoß. Es findet sich hier eine ähnliche Lösung wie beim Nachbarhaus von Eugen Wachberger, bei dem die Treppe in den Schlafbereich jedoch durch das Wohnzimmer erschlossen wird. Das Obergeschoß ist hingegen sehr ähnlich wie im benachbarten Reihenhaus gegliedert: Der große Schlafraum mit den zweiflügeligen Fenstern ist gegen den Garten, der kleinere und das Badezimmer gegen die Straße orientiert.

Die Innenausstattung von Haus Nr. 24 hat Clemens Holzmeister, der wenige Jahre nach der Werkbundsiedlung im austrofaschistischen Ständestaat eine zentrale kulturpolitische Rolle spielen sollte, selbst übernommen. Historische Fotografien zeigen das Wohnzimmer mit dem freistehenden Kamin und der rückwärtigen, eher dunklen Essecke. Die Möbel des Hauses stammen von Julius & Josef Herrmann sowie der Firma Thonet. Für die Inneneinrichtung von Haus Nr. 23 zeichneten Hans Schlesinger und Willy Wiesner verantwortlich, die im Jahr 1930 bei der Ausstellung „Buch und Raum der Gegenwart“ im Künstlerhaus auch gemeinsam eine Wohndiele gestaltet hatten.

Text: Anna Stuhlpfarrer

Historische Grundrisse