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Haus Brenner (Nr. 15-16)

Adresse

Engelbrechtweg 9 und 11

Verbaute Fläche

81 m²

Die beiden ebenerdigen, unterkellerten Reihenhäuser am Engelbrechtweg mit einer Gesamtwohnfläche von 63 m² wurden vom Wiener Architekten Anton Brenner geplant. Der Zugang zu den Siedlungshäusern erfolgt über den nordseitig gelegenen kleinen Vorraum, an den relativ kompakt Küche (Zugang je nach Haus über das Wohnzimmer oder den Vorraum), Badezimmer und WC anschließen. Das Herzstück der Häuser ist der geräumige südlich orientierte Wohnhof, um den L-förmig das Wohnzimmer und die zwei Schlafzimmer angeordnet sind. Der durch das angrenzende Nachbarhaus seitlich abgeschlossene und damit uneinsichtige Hof kann sowohl vom größeren Schlafraum als auch vom Wohnzimmer aus betreten werden und dient damit als Erweiterung der Wohnfläche. Im offiziellen Katalog zur Werkbundsiedlung aus dem Jahr 1932 ist in Anton Brenners Beitrag „Das ebenerdige Siedlungshaus“ zum Thema Wohnhof zu lesen: „So wie die Aufenthaltsräume im Hause durch Vorhänge, Jalousien u. dgl. vor Einblick geschützt sind, ist der Wunsch sicherlich auch nach einem vor fremdem Einblick geschützten Aufenthaltsort im Freien vorhanden. Unsere Zeit mit Gymnastik, Sonnenbad, Planschbecken erfordert eben vor der Umwelt abgeschiedene Aufenthaltsräume im Freien. Vorbildlich hierfür ist das römische Haus, das um einen Wohnhof (Atrium) gruppiert war. Ähnlich diesem Wohngedanken sind bei meinem Entwurf die Wohn- und Schlafräume um einen Wohnhof gruppiert, der, mit Blumenrabatten, Pergola, Planschbecken ausgestattet, einen abgeschlossenen Wohnraum im Freien darstellt, der, gegen den offenen Garten mit einem Vorhang abschließbar, ungestörte familiäre Sonnen- und Duschbäder ermöglicht.“

Das Fortschrittliche an Anton Brenners Entwürfen, das sich auch in seinen Laubenganghäusern in Frankfurt und Berlin zeigt, liegt vor allem in der durchdachten Grundrisskonzeption und dem Versuch einer möglichst rationellen Haushaltsführung. Die bewusste Entscheidung zugunsten ebenerdiger Siedlungshäuser sollte einerseits die tägliche Hausarbeit durch den Entfall des Treppensteigens erleichtern, andererseits auch die Möglichkeit schaffen, die Schlafräume untertags als erweiterten Wohnbereich zu nützen. Die Anlage sämtlicher Räume in einer Ebene erhöhte zudem die Privatsphäre der BewohnerInnen, da der Einblick in den benachbarten Garten verhindert wurde.

Die von Ilse Bernheimer (Haus Nr. 15) und Anton Brenner (Haus Nr. 16) eingerichteten Häuser wiesen 1932 beide eine Ausstattung mit Stahlrohrmöbeln auf. Historische Aufnahmen zeigen bei Brenner im hinteren Bereich des Wohnraums zwei Tagesbetten (mit Vorhang, um den Ruhebereich vom restlichen Raum abzutrennen), während diese Fläche bei Bernheimer beinahe gänzlich von einem Wandschrank eingenommen wird. Anton Brenner, der am Frankfurter Hochbauamt unter Ernst May tätig war und 1929 am Bauhaus in Dessau lehrte, zählte als Vertreter des „Neuen Bauens“ zu der fortschrittlicheren Richtung der an der Werkbundsiedlung beteiligten ArchitektInnen.

Text: Anna Stuhlpfarrer

Historische Grundrisse

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