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Haus Häring (Nr. 1-5)

Adresse

Veitingergasse 71 und 73
Woinovichgasse 34
Engelbrechtweg 8 und 10

Verbaute Fläche

84 m² (Haus 1)
69 m² (Haus 2)
127 m² (Haus 3)
89 m² (Haus 4)
72 m² (Haus 5)

Die Häuser Nr. 1–5 in der Veitingergasse, von denen im Zweiten Weltkrieg die beiden südlichsten (4 / 5) zerstört wurden, stammen von dem deutschen Architekten Hugo Häring und markieren den östlichsten Teil der Wiener Werkbundsiedlung. Hugo Häring, der als bedeutender Vertreter einer „organhaften“ Architektur gilt, hatte sich bereits in den Jahren vor der Wiener Musterschau eingehend mit der Errichtung von Klein- und Kleinstwohnungen sowie dem ebenerdigen Siedlungsbau beschäftigt. Neben Gabriel Guévrékian, Gerrit Rietveld und André Lurçat zählte er zu jenen vier Architekten, die der künstlerische Gesamtleiter Josef Frank aus dem Ausland zur Teilnahme an der Werkbundsiedlung in Wien eingeladen hatte. Häring publizierte auch einen Text zum Thema Flachbau in der offiziellen Publikation zur Werkbundsiedlung 1932, der die Vorzüge der eingeschoßigen Grundrisskonzeption propagierte.

Die Grundrisse der Wiener Flachbauten Härings, die teils über die Straßenfront und teils über den Garten erschlossen werden, zeigen eine Trennung in einen nordseitigen Wirtschaftstrakt und einen südseitigen Wohn- und Schlaftrakt. Die gegen Norden liegenden Fassaden der ebenerdigen Siedlungshäuser weisen jeweils einen stark geschlossenen Charakter auf, während die gegen den Garten orientierten Fronten aufgrund der starken Durchfensterung beinahe vollständig aufgelöst scheinen. Die Belichtung und Belüftung der Nebenräume der gegen die Veitingergasse liegenden Häuser Nr. 1 und Nr. 2 erfolgt vorwiegend über sehr kleine, hoch liegende Fensteröffnungen, während die Wirtschaftsräume von Haus Nr. 3 mit seiner vollkommen fensterlosen nordseitigen Front nur durch Oberlichten mit Licht und Luft versorgt werden. In den Häusern Nr. 1 und Nr. 2 sind die Schlafräume vom Wohnzimmer nur durch eine verglaste Schiebewand getrennt, wodurch untertags der Wohnraum um einige Quadratmeter erweitert werden kann. Haus Nr. 3, das über einen Wohnraum sowie drei Zimmer und eine Kammer verfügt, weist an der Ostseite einen Rücksprung auf. Im Gegensatz zu den anderen Häusern ist hier der Wohnraum nicht direkt mit dem Garten verbunden. Die leichte Neigung der Dächer, die den Wohnräumen im Unterschied zu den Nebenräumen eine größere Raumhöhe beschert, ist auch im Inneren der Häuser bemerkbar. Die eher kleine Gartenfläche der Häuser Nr. 1 und Nr. 2 wird durch die geschlossene Nordseite von Haus Nr. 3 vor Einblicken geschützt, wodurch ein sehr intimer und abgeschlossener Freiraum entsteht.

Hugo Häring hatte in seinem Entwurf für Wien ursprünglich serielle, vorfabrizierte Elemente sowie variable Leichtbauwände vorgesehen, die Häuser wurden jedoch in traditioneller Bauweise errichtet und, anders als die meisten anderen Häuser der Siedlung, nicht unterkellert. Die Einrichtung der Flachbauten mit eher leichtem, beweglichem Mobiliar stammte unter anderem von Leonie Pilewski und Erich Boltenstern, Haus Nr. 2 wurde mit Möbeln der 1929 gegründeten „Beratungsstelle für Inneneinrichtung“ (BEST) ausgestattet.

Text: Anna Stuhlpfarrer

Historische Grundrisse