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Haus Adolf Loos (Nr. 49-52)

Adresse

Woinovichgasse 13, 15, 17 und 19

Verbaute Fläche

47 m²

Die Häuser Nr. 49–52 in der Woinovichgasse stammen von Adolf Loos und dessen engstem Mitarbeiter und Biografen Heinrich Kulka, wobei sich der Anteil von Loos laut Aussage Kulkas auf wenige telefonisch übermittelte Direktiven begrenzte: „Entwerfen Sie ein Galeriehaus, 2–3 Stufen hinauf und hinunter“. Die beiden unterkellerten, spiegelbildlich gekoppelten Reihenhäuser mit ihren weißen Fassaden sowie grünen Fenstern und Türen sind dreigeschoßig und weisen jeweils zwei Eingänge auf. Der Haupteingang führt durch den Garten und über eine drei Stufen erhöht liegende Terrasse in den Erdgeschoßbereich des Hauses, der den großzügig gestalteten, gegen den Garten situierten Wohnraum beherbergt. Über einen Nebeneingang an der Rückseite des Hauses gelangt man direkt in den Wirtschaftsbereich mit Küche und angrenzender Speisekammer, die zwei Stufen unter dem Niveau des Wohngeschoßes liegen. Im Gegensatz zu Anton Brenner (Häuser Nr. 15 und Nr. 16), der zugunsten einer rationellen Haushaltsführung auf mehrere Geschoße verzichtete, dominieren bei dem Haus von Loos / Kulka mehrere Niveaus und steile Treppen. Vom zentralen Wohnraum im Erdgeschoß gelangt man über eine seitlich geführte Stiege in ein Zwischengeschoß mit zum Wohnraum hin offener umlaufender Galerie (am Ende räumlich erweitert) sowie angrenzender, an der Nordseite gelegener schmaler Kammer. Wiederum einen Stock höher sind drei über einen mittig gelegenen Gang erschlossene (Schlaf-)Kammern und das Badezimmer situiert, wobei den beiden südlichen Kammern ein durchgehender Balkon vorgelagert ist.

Bei einer verbauten Fläche von nur 47 m² pro Haus ist es den Architekten gelungen, auf einem Minimum an Raum ein Maximum an Wohnfläche (93 m²) zu schaffen. Der berühmte Raumplan von Adolf Loos, der vor allem in seinen größeren Villen zur Perfektion gebracht wurde, ist in Ansätzen aber auch in den beiden Doppelhäusern der Werkbundsiedlung spürbar. Er basierte auf der Überlegung, dass verschiedene Wohnfunktionen unterschiedlicher Raumhöhen bedürfen und sah eine Versetzung und Verschränkung der einzelnen Raumebenen mittels Treppen (und Rampen) vor.

Die Hausentwürfe von Loos / Kulka riefen aber auch immer wieder Kritik hervor, da Raumbegrenzungen wie Stiegen, fixe Einbauten oder Galerien beinahe jegliche räumliche Veränderung der Möbel unterbinden und individuelle Einrichtungswünsche der BewohnerInnen stark beschränken. Ein weiterer Kritikpunkt an den Werkbundhäusern Nr. 49–52 war der fehlende Zugang vom Wohnzimmer auf die vorgelagerte Terrasse. Der zweigeschoßige Wohnraum wies zwar ein großes Fenster auf, der Weg in den Garten war jedoch nur über den Umweg des Vorraums möglich.

Text: Anna Stuhlpfarrer

Historische Grundrisse

Visualisierungen

3D-Wanderung