Haus Fellerer (Nr. 57-58)
Straßenansicht
© PGOOD
Straßenansicht
© Laimgruber
Straßenansicht
Martin Gerlach jun. © Wien Museum
Gartenfassade
Martin Gerlach jun. © Wien Museum
Gartenfassaden Häuser 57, 58, 61 und 62
Martin Gerlach jun. © Wien Museum
Schlafkammer Haus 57
Martin Gerlach jun. © Wien Museum
Adresse
Woinovichgasse 6 und 8
Verbaute Fläche
36 m²
Max Fellerers Reihenhäuser in der Woinovichgasse zählen gemeinsam mit den benachbarten Bauten von Margarete Schütte-Lihotzky (Haus 61 / 62) mit zu den kleinsten Häusern der Werkbundsiedlung. Kleinere verbaute Grundflächen weist nur noch die Häuserzeile in der Jagicgasse auf, die von Eugen Wachberger (Haus 21 / 22), Clemens Holzmeister (Haus 23 / 24), Walter Loos (Haus 19 / 20) sowie Karl Augustinus Bieber und Otto Niedermoser (Haus 17 / 18) errichtet wurde. Die eher niedrigen Häuser Max Fellerers über annähernd quadratischem Grundriss weisen eine verbaute Fläche von 36 m² auf und sind mit dunklen Doppelfenstern nach klassischer Wiener Bauart ausgestattet.
Die Reihenhäuser von Max Fellerer, der seine Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste Wien unter Otto Wagner erhalten und lange Jahre als Chefarchitekt in den Ateliers von Josef Hoffmann und Clemens Holzmeister gearbeitet hatte, weisen mit dem zweizonigen zweischichtigen Aufbau des Erdgeschoßes eine sehr ähnliche Raumkonzeption wie die Nachbarbauten der Architektin Schütte-Lihotzky auf. Beide ordnen den Wohnraum, der die halbe Grundfläche des Hauses einnimmt und sich über die gesamte Breite des Baus erstreckt, parallel zum Garten an. Das Wohnzimmer mit seinem vierteiligen Fenster und der verglasten Tür zum Außenraum wird durch den zentralen Kamin des Hauses in zwei Bereiche unterteilt. Vorraum, Küche, WC und Treppe sind hingegen straßenseitig orientiert. Doch während der Küchenraum bei Schütte-Lihotzky über das Wohnzimmer erschlossen wird, erfolgt der Eingang zur Küche bei Fellerer über den Vorraum. Über die Treppe im Vorraum gelangt man auch in das Obergeschoß, das neben einem größeren gartenseitigen Schlafzimmer und dem Badezimmer auch eine durch einen Schrankraum unterteilte Kammer beherbergt. Historische Aufnahmen bieten Einblicke in diesen lang gestreckten, schmalen Raum mit den in den Nischen situierten Betten. Der dort aufgestellte kleine Tisch, ein Fauteuil und ein weiterer Sessel verstärken den extrem beengenden Charakter dieser Kammer noch zusätzlich. Die Inneneinrichtung von Haus Nr. 57 hatte Max Fellerer selbst übernommen, für die Ausstattung von Haus Nr. 58 zeichnete der Wiener Architekt Egon Wiltschek verantwortlich (von Haus Nr. 58 sind keine historischen Innenansichten vorhanden).
Die Richtung Südosten orientierten Häuser Max Fellerers mit dem Sitzplatz auf der Terrasse im Garten wurden gleich wie die angrenzenden Bauten von Margarete Schütte-Lihotzky bereits während der Ausstellung 1932 verkauft. Beide ArchitektInnen hatten mit ihren Häusern auf einem Minimum an Grundfläche ein Maximum an Wohnqualität erzielt, eine Anforderung, der sich bereits der 2. Internationale Kongress Moderner Architektur (CIAM) in Frankfurt im Jahr 1929 mit dem Titel „Die Wohnung für das Existenzminimum“ gewidmet hatte. Max Fellerer zählt zu den bedeutendsten Architekten der sogenannten „Zweiten Wiener Moderne“, der neben Josef Frank und Oskar Strnad auch Ernst Plischke oder Margarete Schütte-Lihotzky angehörten.
Text: Anna Stuhlpfarrer
Historische Grundrisse
Erdgeschoß Haus 57 – 58
Obergeschoß Haus 57 – 58